Neues Freibad nimmt Konturen an


Im Schwimmerbecken des Freibades befindet sich Wasser, der Sprungturm ist montiert.
Anstelle von Badegästen wird das Bild jedoch von hart arbeitenden Männern, schweren Maschinen und viel Staub dominiert. Mit anderen Worten: Es geht voran mit der Sanierung. Pünktlich zur Saison 2024 soll sie abgeschlossen sein.

Schon die Anfahrt zum Freibad am Damenweg ist eine staubige Angelegenheit. Neben dem Campingplatz zwischengelagerte Erde wird mit Maschinen bearbeitet und auf LKW verladen. Wenige Meter weiter haben sich zwei Männer ein schwarzes Rohr auf die Schultern gelegt, das sie ins Bad tragen, wo es in der Nähe des neuen Sprungbeckens verlegt werden soll. Auch auf der Badseite des Funktions- und Sozialgebäudes herrscht reger Betrieb: Bagger und Lkw sind unterwegs und wirbeln Staub auf, im Sprungbecken sind Männer mit Dichtungsarbeiten beschäftigt und auch am Sprungturm – er wurde am Mittwoch dieser Woche montiert – wird noch Hand angelegt. Einige Meter weiter im Keller des alten Funktionsgebäudes hat ein Arbeiter Gehörschutz auf, während er einige Kernbohrungen in der Außenwand vorantreibt.

Fast zwei Jahre ist es her, dass im Herbst 2021 das Großprojekt Generalsanierung Freibad Schlitz in Angriff genommen wurde. Der erste Bauabschnitt – das 50-Meter Becken für Schwimmer – wurde pünktlich zur Saison 2022 fertig.
Dem Badebetrieb stand somit im vergangenen Jahr nichts entgegen. Das sollte eigentlich auch in diesem Sommer so sein. Doch gerissene Lieferketten machten dem Bauherrn, den Stadtwerken Schlitz, einen Strich durch die Rechnung.
„Für 2023 hatten wir einen Teilbetrieb geplant. Aber keine Firma konnte uns eine definitive Lieferzusage für die elektronische Steuerungsanlage geben“, erläutert der Technische Leiter der Stadtwerke, Frank Jahn, die Problematik: „Niemand konnte den Termin so zusichern, dass wir im Mai in Betrieb hätten gehen können. Im Juli brauchen wir nicht mehr aufzumachen.“
Im Hinterkopf hat er dabei neben dem zeitlichen Aufwand für die Umwandlung von einer Baustelle in ein öffentliches Bad und dann wieder zurück wohl auch das Thema Defizit: Trotz jährlich 40 000 bis 45 000 Besuchern beträgt dieses jeweils um die 300 000 Euro und muss ausgeglichen werden.


Der zunächst aufgeteilte 2. Bauabschnitt wurde daher zusammengefasst.
Nun ist Jahn überzeugt, dass das Bad mit frisch sanierten Becken im Mai 2024 in Betrieb gehen kann: „Die Elektrobauteile für die Steuerungstechnik haben durchaus Lieferzeiten von einem Dreivierteljahr, dann müssen sie noch eingebaut und in Betrieb genommen werden. Wir haben nun aber Zeit gewonnen. Die Teile sind bestellt – aber noch nicht geliefert. Für nächstes Jahr sind wir auf alle Fälle im Zeitplan.“
Eine der sichtbarsten Neuerungen im Freibad werden die Becken sein. Ob Schwimmer-, Nichtschwimmer-, Sprung oder Planschbecken: Sie alle werden in Edelstahl ausgeführt. Dieses Material löst die seit der Sanierung 1976 vorherrschenden Fliesen ab. Vorteile seien, so Jahn, die Haltbarkeit von 50 bis 60 Jahren und die geringe Notwendigkeit von Wartungsarbeiten. „Zudem heizt sich das Wasser schneller auf und kühlt sich weniger schnell ab. Dadurch werden wir weniger Wärmeenergie benötigen“, sagt der Technischer Leiter.
Zwar sei eine Edelstahlausführung teurer, aber: „Wir hatten jährlich Frostschäden an den Fliesen in Höhe von 20 000 bis 25 000 Euro.“ Neu, in einer Stahlausführung in „Schlitzer Rot“, ist der Sprungturm, der in dieser Woche montiert worden ist. Von diesem kann aus Höhen von einem, drei und fünf Metern ins 4,5 Meter tiefe Becken gesprungen werden.

Auf den neuesten Stand gebracht wird auch die Technik.
Temperatur und Chloreinsatz wurde seither über einen Kreislauf für alle vier Becken geregelt. Dies sei seit Jahrzehnten von den Vorschriften nicht mehr gedeckt. Künftig „können wir jedes der vier Becken je nach Beanspruchung chloren, also nicht mehr in der Menge, die das am meisten beanspruchte Becken vorgab“. Die Wassertemperatur solle nur noch im Nichtschwimmer- und im Planschbecken bei 25 bis 26 Grad liegen. Die beiden anderen Becken sollen auf 23 bis 24 Grad erwärmt werden, wodurch mit einer Energieeinsparung gerechnet wird. Die Technik wurde bereits im Keller des Funktionsgebäudes und unter dem künftigen Gebäude für die Badeaufsicht in der Nähe des Sprungturms eingebaut. Dort sind noch weitere Arbeiten im Gange. In einem dritten Bauabschnitt ab Herbst 2024 soll das Funktionsgebäude saniert werden. Es wird ein neues, nach Süden geneigtes, Dach erhalten. Dort ist eine PV-Anlage vorgesehen, die „knapp die Hälfte des Strombedarfs“ des Freibades decken soll. Zu dem wird es dann die Hauptwärmeerzeugung wieder über eine Wärmepumpe erfolgen, so wie bis 2015 bereits.


KOSTEN DER SANIERUNG

8,45 Millionen Euro soll die Generalsanierung des Freibades; einschließlich der Nebenkosten wie Planung oder Genehmigung kosten.

2,9 Millionen Euro Zuschüsse aus verschiedenen Fördertöpfen erhält die Stadt Schlitz für das Großprojekt.

4,3 Millionen Euro soll der aktuelle 2. Bauabschnitt kosten, der bis April 2024 abgeschlossen werden soll. Der erste Bauabschnitt bis Frühjahr 2022 kostete 1,6 Millionen Euro.

1,45 Millionen Euro soll der 3. Bauabschnitt ab Herbst 2024 mit der Sanierung des Funktions- und Sozialgebäudes sowie einer Wärmepumpe und einer PV Anlage kosten.


Text: WALTER KREUTZER; Schlitzer Bote
Bilder: S. Poppert, Stadtwerke Schlitz